Es ist nicht das erste Mal, dass ein Wochenendausflug für Luigi zum Horrorabenteuer wird. Bereits in Luigi’s Mansion kämpfte er sich schlotternd durch gruselige Villen, 2001 auf dem GameCube und anschließend dem 3DS, 2013 dann erneut auf dem 3DS in Luigi’s Mansion 2. Im dritten Teil erwartet ihn auf der Nintendo Switch nun ein ganzes Hotel voller gruseliger und schauriger Momente.
Handlung/Spielprinzip
Luigi, Mario, Prinzessin Peach und die Toads sind einer mysteriösen Einladung gefolgt und freuen sich auf ein Wohlfühl-Wochenende in einem riesigen Hotel. Doch schon nach der ersten kurzen Pause erwacht Luigi in einer völlig veränderten Umgebung und ist mit einem Mal ganz allein. König Buu Huu hat zugeschlagen und gemeinsam mit seinen geisterhaften Schergen Luigis Freunde entführt und in Bildern eingesperrt.
Nun ist es also an Luigi, das Hotel, das er natürlich nicht verlassen kann, zu erforschen und seine Freunde und seinen Bruder zu befreien. Dabei bekommt er unerwartete Hilfe von einem Geisterhund und einem ziemlich verrückten Professor. Bewaffnet mit dem Geisterstaubsauger Schreckweg gilt es nun, die insgesamt 15 Etagen des Hotels zu erkunden, Geister zu besiegen, knifflige Rätsel zu lösen und am Ende hoffentlich alle Freunde wieder aus den Fängen der Geister zu befreien.
Dabei kommt der Spaß nicht zu kurz. Auch wenn die Grundgeschichte schnell erzählt ist, wartet Luigi’s Mansion 3 mit toll geschriebenen Dialogen auf, die vor Wortwitz nur so strotzen. Luigi ist brilliant animiert und reagiert auf die verschiedensten Geschehnisse in seiner Umgebung mit sehr ulkiger Mimik und Körpersprache. Mehr als einmal habe ich selbst mitgezittert, wenn eine besonders schaurige Situation an Luigis Nervenkostüm gezerrt hat.
Auch die Gegner sind sehr gut charakterisiert und visualisiert. Wir hatten beim Spielen extrem viel Spaß mit den detaillierten Figuren, auch wenn uns der ein oder andere Endgegner fast in den Wahnsinn getrieben hätte.
Besonders gut gefallen hat mir die sehr kreative Gestaltung der einzelnen Etagen. In den ersten Stockwerken fühlt sich das Hotel noch wie ein Hotel an, mit Gästezimmern, Gastronomie, Shoppingmeile und Lobby. In den oberen Ebenen wird es dann immer kreativer. Vom wunderschönen Ökohaus über ein Filmstudio bis hin zu einer Wüste mit Mumien und allem drum und dran, wird einem einiges geboten, was unheimlich viel Spielspaß mit sich bringt.
Ein ganz großer Pluspunkt ist der Aufzug, mit dem man jederzeit zu einer Etage zurückkehren kann, sobald sie einmal freigeschaltet wurde. So lässt sich auch abseits der Hauptgeschichte viel Spielzeit im Hotel verbringen. Das macht sich auch in der Gesamt-Spieldauer bemerkbar. Mit gut 15 bis 20 Spielstunden bietet Luigi’s Mansion 3 sehr viel Spielvergnügen.
Spielmechanik
Die Steuerung von Luigi’s Mansion 3 ist eine ziemliche Herausforderung und strapaziert die Joysticks der Controller ordentlich. Anders als bei vielen Jump’n’Runs benötigt man allein für das Fangen der Geister mit dem Schreckweg-Sauger eine ganze Reihe an Tasten und Joysticks, die entsprechend der Fluchtrichtung der Geister im Angriff die Richtung wechseln müssen, damit Luigi den Geist halten und in seinem Sauger fangen kann.
Obwohl ich nicht wenig an der Switch spiele, war die Beherrschung der Steuerung anfangs für mich wirklich knifflig. Glücklicherweise gibt es innerhalb des Spiels immer mal wieder Hinweise, welche Knöpfe gedrückt werden müssen, so das die etwas komplexe Steuerung den Spielspaß nicht mindert.
Die schiere Menge an Funktionen, die der Schreckweg mitbringt, ist absolut genial. Einsaugen, Blasen, Luigi springen lassen und der Auswurf eines Pümpels für mehr Hebelwirkung sind tolle und sehr kreative Funktionen im Kampf gegen die Geister. Zusammen mit den Taschenlampen, die Schalter aktivieren und unsichtbare Gegenstände sichtbar machen können, ist Luigi sehr gut gerüstet.
Als die größte spielerische Innovation sehe ich Fluigi, Luigis glibbrigen Kumpel. War Fluigi früher lediglich ein Anhängsel für die Mehrspielermodi, ist die Wackelpudding-Version diesmal ein elementarer Bestandteil des Spiels, ohne dessen besondere Fähigkeiten sich viele Rätsel nicht lösen lassen. Er kann durch Gitter gehen, durch Abflussrohre rutschen und wird bei einigen Gegnern zum unverzichtbaren Mitkämpfer.
Technisches
Luigi’s Mansion sticht nicht nur durch tolle Animationen hervor und ein superschönes Gameplay, sondern bietet auch eine gehörige Portion Augenschmaus mit wunderschön gestalteten Etagen und klasse gerenderten Charakteren.
Die Kamera hat eine feste Perspektive, durch die man auf die Räume wie auf ein Diorama schaut. Das haben sich die Entwickler zu Nutze gemacht und viele Details versteckt, die mal mehr, mal weniger gut zu finden sind und jede Menge Knobelspaß bieten.
Überall gibt es kleine Geheimnisse, versteckte Schalter oder Geheimgänge zu entdecken. Staub wirbelt auf, Nebel krabbelt über den Boden und hervorragende Licht-, Feuer- und Wassereffekte runden die ganze Sache ab. Abseits der schaurigen Wegsuche kann man unheimlich viel Zeit in den Räumen verbringen, hier eine Schublade öffnen, da eine Klospülung betätigen, dort am Frühstücksbuffet eine Pause machen. Immer gibt es wahnsinnig viel zu bewundern und anzuschauen.
Passend zum gesamten Szenario ist auch die Hintergrundmusik schön schaurig, hält sich aber weitestgehend im Hintergrund. Hier stechen vor allem die Soundeffekte hervor, die dem Ganzen viel Atmosphäre geben. Dem Untergrund angepasste Schrittgeräusche, das Gegacker der Geister, Mäusefiepen und Spinnenkrabbeln im Hintergrund und Luigis ängstliche “Mario”-Rufe sind absolut stimmig komponiert und lassen den Spieler in die schaurige Hotelwelt eintauchen.
Mehrspieler-Modi
Durch Fluigi ist es sehr schnell möglich, lokal zu zweit auf die Reise durch das Hotel zu gehen, was sehr nett ist, wenn man gern gemeinsam ein Spiel erkunden möchte. Da alle Aufgaben aber auf das Lösen als Einzelspieler ausgelegt sind, bekommt der zweite Spieler nicht immer viel zu tun.
Abseits der Kampagne gibt es noch zusätzliche Optionen wie den Polterpark. Hinter dieser Option verstecken sich drei Minispiele für bis zu acht Teilnehmer, in denen es gilt, Geister für Punkte einzusaugen, mit Kanonenkugeln auf Zielscheiben zu feuern und mit Hilfe eines Schwimmreifens in einem Pool Münzen einzusammeln und Minen auszuweichen. Das ist eine nette Abwechslung zur Kampagne, fesselte uns allerdings nur wenige Runden lang.
Im Wirrwarrtum ist Platz für bis zu 8 Teilnehmer, die sich auch online einklinken können. Hier trifft man auf mehreren Ebenen aufeinander und muss verschiedenste Aufgaben lösen, Geister fangen um Toads zu befreien. Die Mischung aus gemeinsam knobeln und trotzdem der Beste sein zu wollen, ist sehr interessant. Leider bietet auch dieser Bereich nur wenig Beschäftigung.
Der Mehrspieler-Modus in Luigi’s Mansion 3 ist daher allenfalls ein nettes Gimmik und weniger eine gehaltvolle Spielergänzung.